Von meiner Terrasse aus schaue ich gerne den Vögeln zu. Inzwischen gibt es ja wieder viele Spatzen. 
Die ausgebrachten Pestizide auf den Feldern und Randstreifen hatten dazu geführt, dass die 
Population der Sperlinge vom Aussterben bedroht war. Für Wachstum und Gewinnmaximierung 
vergiften wir uns am Ende noch selbst. Neulich Abend hatte sich eine Kohlmeise ins Wohnzimmer
verirrt. Wegen der Hitze hatte ich die Tür weit offen stehen. Sie saß auf dem Bücherregal, und
machte auf mich den Eindruck, als wolle sie sich etwas zum Lesen ausleihen. Sie sah mich etwas 
schief an, und ich habe ihr geraten, besser das Weite zu suchen. Und dann war sie auch schon 
wieder rausgeflogen und rein ins Sommervergnügen. 


In diesen Sommerwochen mit so merkwürdig unterschiedlichem Wetter ist es jedenfalls nicht 
langweilig geworden. Frankreich im Chaos. Paris steht olympiamäßig Kopf. Orban besucht seine 
Freunde in aller Welt. Es erweist sich, dass es zu Ursula von der Leyen keine Alternative gibt. Die 
Renten im Osten sind höher als im Westen, und niemand beklagt sich darüber. Nur darüber, dass 
man kaum davon leben kann. Der amerikanische Präsident tritt nicht wieder an zur Wahl. Ich hatte 
schon gedacht, dass dies nicht passieren wird, damit der Untergang der Vereinigten Staaten noch 
schneller von statten gehen kann. Trump fasst sich an den Kopf und ballt dann gleich wieder die 
Faust. Der nahe und mittlere Osten bleibt ein Pulverfass. Und in der Ukraine herrscht Stellungskrieg. 
Die Geschichte zeigt, dass dies nichts Gutes verheißt. Der Regierungswechsel in England macht 
da Hoffnung. Früher hat man von Sommerloch gesprochen. Diese Zeiten sind vorbei. 


Der Stifter der berühmten Konzerthalle in den USA, Andrew Carnegie war 1913 nach Rockefeller 
und Vanderbild an dritter Stelle der reichsten US-Bürger. Er stiftete sein ganzes Vermögen für 
verschiedene Stiftungen. Unter anderem auch für den Friedenspalast in Den Haag, wo seit 1945 der 
Internationale Gerichtshof seinen Sitz hat. Das Motto von Andrew Carnegie lautete: Der Mann, der 
reich stirbt, stirbt in Schande. Das Motto der FDP lautet dagegen: Reich im Leben ist gut, reicher 
noch besser. Es geht, so sagt Herr Lindner um Solidität. Die Bahn bringt sich selbst zur Strecke, und 
Europa schaut verwundert dabei zu. Die Infrastruktur ist marode. Die Wirtschaft im Dauertief. Die 
gesteckten Klimaziele in weiter Ferne. 

Aber die Ampel regiert immer noch. Wie jeder weiß, sind Dreierbeziehungen nichts für Feiglinge. 
Das macht Skatspielen für manche so interessant. Man kann gut die unterschiedlichen 
Spielernaturen erkennen. Die einen mauern. Die anderen gehen auf volles Risiko. Und wer schreibt, 
der bleibt - sagt man. Am Ende werden die Miesen gezählt. 
Ich finde es anstrengend, unserer Regierung beim Regieren zuzusehen. Aber beneiden tue ich sie 
nicht. Ich finde: alles in allem können sich die Leistungen dieser Regierung sehen lassen. Nur keiner 
will das hören. Ich finde zum Beispiel, dass die SPD ihrem Auftrag in der Regierungsarbeit durchaus 
gerecht wird. Früher hat man gesagt, man muss als Politikerin und als Politiker ein hinreichend 
dickes Fell haben. Heute spricht man von der nötigen Resilienz. Um Widerstandskraft. Wie schnell 
geht es, in der Politik verschlissen zu werden! Es fehlt oft die Kraft für lustvoll-kreatives und trotzdem 
oder gerade deswegen gutes Regieren. 
Ich mag das Wort „hinreichend“. Es wäre gut, wenn alle ein hinreichendes Auskommen hätten. Und 
es würde mir auch genügen, wenn Politikerinnen und Politiker hinreichend verantwortliche Politik 
machen. Zum Wohle aller. Keine auftrumpfende Politik. Kein diktatorisches oder imperiales Gehabe. 
Keine großen Versprechungen. Keine epochalen Visionen. Sondern einfach nur hinreichend gute 
Politik. Ohne jede Meise.


Bienenbüttel, im Juli 2024


Kurt Jürgen Schmidt