Liebe Bienenbüttler,

ich schreibe diesen Beitrag, um das Thema betreutes Wohnen in Bienenbüttel wieder auf die Agenda zu rufen. Betreutes Wohnen bezieht sich auf eine Betreuungsform für Menschen, die aufgrund verschiedener Gründe Unterstützung im Alltag benötigen, jedoch noch eigenständig leben möchten.

Dieses wurde schon von der SPD-Fraktion im Gemeinderat im April 2021 beantragt. Es wurde dort vorgeschlagen die Gemeindefläche in der Uelzener Straße 22 zu veräußern. Dies wurde abgelehnt mit der Begründung, dass diese Fläche zur eventuellen Vergrößerung der Kita (siehe Beitrag in der LZ vom 31.05.2021) gebraucht werde. Aber heute fast 3 Jahre später ist dies noch nicht geschehen. Es steht überhaupt nicht zur Debatte, dass wir Kitaplätze brauchen, aber es muss auch ein Angebot für ältere Menschen geben, die Hilfe im Bewältigen ihres Alltags brauchen oder sich einfach nur verkleinern möchten. Dies wiederum könnte auch neuen Wohnraum für junge Familien in der Gemeinde schaffen. Denn die älteren Menschen könnten ihre Immobilien vermieten oder verkaufen.

Auch hätte so ein Angebot für unsere älteren Menschen viele Vorteile. Sie könnten in ihrem Dorf weiterleben. Zurzeit müssen sie aus Bienenbüttel wegziehen. Damit einher geht das die sozialen Kontakte im gewohnten Ort schwer aufrecht zu erhalten sind. Und im gestiegenen Alter neue Kontakte aufzubauen, fällt vielen schwer. Man sollte auch mit einbeziehen, dass durch einen Umzug in vielen Fällen der jahrelang betreuende Hausarzt gewechselt werden muss.

Gerade in der heutigen Situation in der Pflege sind Plätze sehr rar gesät. Und nicht jeder der auf Hilfe angewiesen ist, bekommt einen Platz in einem Heim. Meistens sind die Heime voll und die Wartelisten sind lang. Das gleiche gilt für ambulante Pflegedienste. Diese haben in vielen Fällen auch kaum bis keine Kapazitäten. Der MDK (medizinischer Dienst der Pflegekassen) erkennt nicht immer einen Pflegegrad an bei Menschen, die nur geringen Pflegebedarf haben und trotzdem Hilfe im Alltag brauchen in welcher Form auch immer. Eine Pflegeeinstufung ist aber Voraussetzung, damit die Pflegekasse Kosten der ambulanten oder stationären Pflege mitfinanziert. So kann es zur Überforderung der älteren Menschen im Alltag führen, wenn sie allein leben. Wenn es ein Angebot für betreutes Wohnen gibt in Bienenbüttel, kann sich jeder der dort wohnt individuell auf seine Bedürfnisse Hilfe buchen und so auch ein Stück weit seinen Alltag selbst gestalten. Was in den stationären Einrichtungen nicht so möglich ist, da dort eine Tagesstruktur vorgeben wird. Ein weiterer Aspekt, der in die Überlegung mit einfließen sollte, ist, dass die Pflege der eigenen Angehörigen zu starken Spannungen innerhalb der Familie führen kann. Denn die meistens geleistete Pflege in Deutschland findet in der eigenen Häuslichkeit statt. Auch der demografische Wandel hat einen großen Einfluss auf dieses Thema. Die Zahl der Menschen, die Pflege und Hilfe im Alltag benötigen, wird noch weiter steigen. Es ist damit zu rechnen, dass bis in das Jahr 2030 die Zahl der Pflegebedürftigen sich auf ca. 3,6 Millionen Menschen belaufen soll. 

Quelle: https://www.bib.bund.de/DE/Presse/Mitteilungen/2015/pdf/2015-07-Fewer-and-Fewer-People-Marry-a-Second-Time.pdf?__blob=publicationFile&v=2

 

Mein Fazit:

Die Schaffung eines Angebots für betreutes Wohnen in Bienenbüttel würde viele Vorteile bringen. Es würde den älteren Menschen die Möglichkeit geben in ihrem Ort zu bleiben so lange, bis weiterer Bedarf an Pflege auftritt. Man würde eventuell das Konfliktpotential innerhalb der Familie entschärfen. Die älteren Menschen können weiterhin von ihrem Hausarzt betreut werden. Eine solche Wohnform schafft auch neue Arbeitsplätze in der Gemeinde. Auch kann man dort ehrenamtliche Hilfe einfließen lassen. Die Gemeinde Bienenbüttel wäre damit gut aufgestellt. Es gibt hier 2 vollstationäre Einrichtungen. Ein Angebot zwischen Häuslichkeit und vollstationärer Pflege fehlt in Bienenbüttel. Als positiv empfinde ich auch, dass die älteren Menschen weiter am gesellschaftlichen Leben in der Gemeinde Bienenbüttel teilhaben können. Wir als Gemeinde sollten gemeinsam einen geeigneten Ort finden, wo eine solche Wohnform umsetzbar ist. Dieses Thema sollte im Gemeinderat wieder aufgegriffen werden und versucht werden ein Investor oder einen Träger dafür zu gewinnen.

 

In diesem Sinne bedanke ich mich recht herzlich für ihre Zeit und das Lesen und hoffe sehr das wir das umsetzten können.

Tom Scheffel, Altenpfleger