Laut KI hat das griechische Wort diabolisch ursprünglich die Bedeutung „durcheinander werfen“. Herkömmlich steht es für verteufeln, verleumden, verraten, austricksen und für Rufschädigung. Die Geschädigten fühlen sich dem oft hilflos ausgesetzt. Sie machen die Erfahrung, dass es für sie keine unabhängige Justiz gibt. Und dass es überhaupt normal zu sein scheint, Vereinbarungen und Regeln nicht einzuhalten und Verträge nach Belieben zu brechen. Und viele glauben inzwischen, dass dies die Welt ist, in der wir leben. Einer Welt, in der sich Autokraten die Herrschaftsbereiche untereinander aufteilen. Regelgeleitete Demokratie adé. Rechtsstaat adé. Menschenrechte adé.

 

Ich hatte einen Flug nach New York gebucht und das ESTA-Verfahren bestätigte mir die Möglichkeit der Einreise in die USA. Mit dem Vorbehalt, mich – auch ohne Begründung – bei meiner Ankunft abzuschieben. Irgendwie war ich darauf gefasst. Aber ich wurde bei meiner Einreise freundlich durchgewinkt. Einen kurzen Moment kam mir der Gedanke: Bin ich etwa nicht wichtig genug, abgeschoben zu werden? Nein, ich war eigentlich ganz erleichtert. So konnte ich meine Freunde in North Carolina endlich wiedersehen. Meine Patentochter lebt mit ihrem Mann mitten in den Appalachian Mountains. Wunderschön. Besonders in den bunten Herbstfarben. Um mich herum viele Grauhörnchen, die es inzwischen auch bei uns gibt. Manche sagen, sie würden unsere roten Eichhörnchen verdrängen. 

 

Während meines Besuchs in den USA wurde der Columbus Day gefeiert. Ein Feiertag in den USA, der an die Ankunft von Christoph Kolumbus in Amerika am 12.Oktober 1492 erinnert. Der Columbus Day ist in den USA umstritten. Kritiker sehen in Kolumbus nicht den Entdecker, sondern einen Kolonisator, der Gewalt, Sklaverei und Ausbeutung verschuldet hat. Sie haben diesen Tag deshalb umbenannt in Indigenous Peoples´ Day. 

 

In Spanien wird der 12. Oktober als Dia de la Hispanidad mit Militärparaden gefeiert. In Deutschland haben wir Jahrzehnte gebraucht, um zur Kenntnis zu nehmen: Ja, Deutschland ist ein Einwanderungsland. Aktuell haben etwa 25 Millionen Menschen in Deutschland einen Migrationshintergrund in zweiter Generation. Geht man weiter zurück in unserer Geschichte, sind es bei uns weit mehr Menschen mit Migrationshintergrund. 

 

Viele Trump-Anhänger fürchten eine Verdrängung der „weißen Bevölkerung“ durch die. spanisch sprechenden Mittelamerikaner, besonders durch die Mexikaner.  Friedrich Merz findet unser Stadtbild auch, sagen wir mal, problematisch. Eine fatale populistische Äußerung, die Wasser auf den Mühlen der AfD ist. Und eigentlich ein altes Problem.   

 

In der U-Bahn kann man allerdings illegal eingewanderte Menschen nur schwer als solche erkennen. Natürlich gibt es Sozialbetrug auch unter Menschen mit Migrationshintergrund. Besonders problematisch, wenn es kriminell, bandenmäßig und systematisch geschieht. Da muss man einschreiten. Natürlich kann man im Bus oder in der Straßenbahn sitzen und den Eindruck haben, dass die Mitreisenden keinen ursprünglich deutschen Hintergrund haben. Aber Nationalität als einziges Identitätsmerkmal ist geschichtlich überholt. Das Stadtbild in allen größeren europäischen Städten ist schon lange international geprägt. Die Identitären sind von gestern. 

 

Warum sollten der iranische Chefarzt, die syrische Kassiererin und meine kroatischen Nachbarn ein Problem im Stadtbild sein? Leerstehende Geschäfte, verwaiste Innenstädte, Dreck und Müll in vielen Straßen sind kein Problem der illegalen Migration. Ursachen sind unter anderem auch die fehlenden Sozialwohnungen und die mangelnde Unterstützung für Zugewanderte, die sich oft viel schneller in unsere Gesellschaft integrieren möchten als dies durch deutsche Behörden ermöglicht wird. Dabei fehlen uns aktuell 2 Millionen Arbeitskräfte. 

 

Persönlich habe ich meistens gute Erfahrungen mit jungen, irgendwie ausländisch aussehenden jungen Männern gemacht. Ich habe sie oft als höflich, respektvoll und hilfsbereit gerade gegenüber Älteren erlebt. Wenn ich unterwegs bin, auf einem Bahnhof oder im Zug frage ich gerne einen von diesen jungen Männern, ob sie mir beim Aussteigen oder Koffertragen behilflich sein können. 

 

 

Man sollte schon differenziert denken und reden und Probleme konstruktiv lösen. Schwarzmalerei und allgemeines Jammern sind auf Dauer nicht hilfreich. Ich finde, es wird Zeit, auch einmal herauszustellen, wenn Regierungsarbeit gelungen ist. Und nicht vergessen: Bis in die Zeit Otto des Großen war die Ilmenau der Grenzfluss zur slawischen Bevölkerung auf der anderen Seite des Flusses. Das war die Zeit, als Bienenbüttel und Wichmannsburg gegründet wurden.

 

Und auch unsere Vorfahren, die Langobarden sollten wir nicht vergessen. Sie waren lange Zeit gerade in unserer Gegend heimisch. Während der Völkerwanderung haben sich viele von ihnen nach Norditalien aufgemacht und dort ein eigenes Königreich gegründet. So ein kleines Königreich in schöner Landschaft mit ansprechender Kultur und hinreichendem Wohlstand hat doch was. Aber nichts davon Trump weitersagen! 

 

Bei Lichte betrachtet ist doch alles irgendwie ein Kommen und Gehen. Ich selbst bin bei einer Demonstration am Straßenrand von Marshall Village stehen geblieben und habe gefragt, ob ich mich einreihen darf. Es zeigte sich schnell, dass die Demonstranten eher die Democrats wählen würden. Die Demo war Teil der mehrtägigen landesweiten Demos mit dem übergreifenden Motto „No Kings!“. Als deutscher Sozialdemokrat war ich dort jedenfalls sehr willkommen. Trotzdem oder aber gerade deswegen wurde ich ohne Weiteres wieder aus dem Land gelassen.

 

Kurt Jürgen Schmidt

 

31.10. 2025